Kontakttreffen

 

Zusammen wollen wir für unser Recht kämpfen

Interessanter Erfahrungsaustausch der Kontaktgruppe Sorgenkinder mit Selbsthilfegruppe Ergoldsbach/Rottenburg/Neufahrn/Bayerbach. Am Montag trafen sich die Eltern der Kontaktgruppe Sorgenkinder im Pfarrheim St. Wolfgang in Ergoldsbach in einem größeren Kreis, um zusammen mit dem Leiter der Kontakttreffen #1Selbsthilfegruppe für Eltern mit Behinderten in Dingolfing, Anton Seifried, und der Diplom-Sozialpädagogin Silke Bols Erfahrungen auszutauschen. Die Selbsthilfegruppe für Eltern mit Behinterten besteht, so Seifried, bereits seit zehn Jahren und habe inzwischen nicht zuletzt dank ihrer weltweiten Homepage im Internet einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht. Dort könnten die verschiedenen Aktivitäten und vielfältigen Angebote einfach per Mausklick abgerufen werden. Nötig sei nur ein Computer, ein Telefonanschluß und eine Internetanbindung. Die Adresse (http://home.net-con.net/suchyjoe) sei für alle zugänglich und biete auch Ratsuchenden eine Vielzahl von Adressen. Gemeinsam wolle die Selbsthilfegruppe Kontakte zu anderen Eltern mit Behinderten knüpfen, sich zwanglos und in lockerer Atmosphäre treffen, vertrauensvolle Gespräche führen, Informationen und Tips über finanzielle Zuschüsse austauschen, sich gegenseitig Unterstützung bei der Betreuung der Behinderten geben, gemeinsame Veranstaltungen für Nichtbehinderte und Behinderte organisieren und Informationsfahrten und -veranstaltungen durchführen. Dabei seien die Selbsthilfegruppen nach wie vor auf die finanzielle Unterstützung freiwilliger Spenden angewiesen. Auch das Kontakttreffen #2Leiterteam der Selbsthilfegruppe Sorgenkinder Eva Mittermeier und Elisabeth Spielbauer machte darauf aufmerksam, daß trotz der großen Unterstützung der Lebenshilfe in Landshut und der Dachorganisation der Selbsthilfegruppen Hand in Hand die Selbsthilfegruppen auf Spenden angewiesen seien. Sie dankten in diesem Zusammenhang vor allem der Raiffeisenbank, der Volksbank und der Firma Schmalhofer für ihre kürzlich großherzigen Spenden an die Kontaktgruppe Sorgenkinder. Die Selbsthilfegruppe für Eltern mit Behinderten, so Leiter Seifried, sei aus einem Gesprächskreis hervorgegangen. Außergewöhnlich sei der große Männeranteil. Trotz des Zusammenschlusses in einer größeren Gemeinschaft und in der Selbsthilfegruppe frustrierten die geringe Akzeptanz Betroffener bei Ämtern. Mittlerweile seien Ansprüche und auch Ziele gestiegen. Die zustehenden Rechte sollten von allen Betroffenen in Anspruch genommen werden, dabei helfe auch der regelmäßige Erfahrungsaustausch. Aussagen der Politiker, die oft in den Aufsichtsräten der Lebenshilfe und Entscheidungsgremien stoßen, seien ernstzunehmen und auf reine Lippenbekenntnisse hin zu prüfen. Seifried appellierte an die Eltern "Gemeinsam sind wir stark und sollten auch unsere Rechte durchsetzen, Kontakttreffen #3dann kann auch vieles bewegt werden". Ca. 15 bis 20 Mitglieder kämen inzwischen zu den einzelnen Treffen der Selbshilfegruppe, wo jede Behinderung integriert sei. Wichtig sei vor allem das Gespräch untereinander. Zum Schluß wies Seifried noch auf die großen Veranstaltungen der Selbsthilfegruppe hin: Eine Jumbofahrt am 31. Juli, wo Behinderte in den Beiwagen von Motorrädern zu einer Sternfahrt in ganz Bayern mitgenommen würden, ein riesiges Zeltlager vom 29. Juli bis 1. August bei Mamming mit behindertengerechten Einrichtungen und Toilettenanlagen, wo sich wahre Freundschaften entwickeln und ein Ausflug am 3. Juli nach Staffelsee. Dabei werde jeder Behinderte in jede Aktivität miteinbezogen. Am 24. April finde ein Aktionstag der Organisation "Hand in Hand" in der Stadthalle in Vilsbiburg statt. Daneben gebe es aber auch noch Informationsvorträge über sogennannte Hilfsmittel und behindertengerechtes Spielzeug. Eine Besonderheit in Dingolfing stellte mit der OBA, Diplom-Sozialpädagogin Silke Bols vor. Die Buchstaben OBA stehen für eine Offene Behindertenarbeit und einen familienentlastenden Dienst, der sich als ergänzende Hilfe zu bereits bestehenden Diensten für Behinderte und Familien mit behinderten Angehörigen versteht. Als Kontakt- und Beratungsstelle ist er im gesamten Landkreis Dingolfing - Landau für 15 Gemeinden und 86000 Einwohner zuständig und möchte behinderten Menschen und deren Familien in allen Lebensbereichen unterstützen. Dieser Kontakttreffen #4Fachdienst soll behinderte Menschen bei der Führung eines selbständigen Lebens außerhalb stationärer Einrichtung unterstützen, durch begleitende und familienentlastende Dienste das Verbleiben in der eigenen Wohnung und im gewohnten sozialen Umfeld ermöglichen, Angebote schaffen, die Familien von behinderten und chronisch Kranken entlasten, bei psychischen, familiären und sozialen Problemen der Pflegenden Ansprechpartner sein, in Kontakt und Freizeitgruppen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und Entdeckung und Förderung von Fähigkeiten ermöglichen, durch Ausflüge und Freizeitmaßnahmen einer drohenden Isolation und Vereinsamung von Betroffenen entgegenwirken und die Begegnung von Behinderten und Nichtbehinderten fördern und umfassende Beratung für Behinderte und deren Angehörige bieten. Ins Leben gerufen wurde er 1996 auf Initiative der Selbsthilfegruppe. Die OBA stehe allen geistig, körperlich und sinnesbehinderten Menschen und chronisch kranken Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie ihren Familien und ehrenamtlichen Helfern zur Verfügung. Eltern seien dankbar für die paar Stunden, in denen ihnen die Sorge um ihre behinderten Kinder abgenommen wird. Und genau das ist der Sinn der FED, als familienentlastender Dienst im Rahmen der offenen Behindertenarbeit: Die Angehorigen sollen stundenweise, tageweise, abends, am Kontakttreffen #5Wochenende und verstärkt in der Ferienzeit entlastet werden, damit auch sie einmal ausspannen und etwas für sich selbst tun können. Zum FED, so Bols, gehören auch noch pflegerische Tätigkeiten in enger Zusammenarbeit mit der Caritas-Sozialstation in Landau. Aber auch pädagogisch- und lebenspraktische Hilfen, um die Selbständigkeit der Behinderten zu fördern, die Aufsicht, Anleitung und Förderung von behinderten Kindern und deren Geschwistern, die Durchführung von Trainingsprogrammen zur Wiedererlangung von Fähigkeiten, Hilfen im Freizeitbereich und Besuchs- und Begleitdienste. Einen hohen Stellenwert nehme dabei der Freizeitbereich ein, so Silke Bols. Eine erste große Motorradtour mit Motorrädern, Fahrrädern und Motorrädern mit Beiwagen, die Mitarbeiter des Dienstes für Behinderte und Nichtbehinderte organisiert hatten, brachte auf Anhieb über 40 Teilnehmer auf die Beine, sprich Räder. Inzwischen sei diese Jumbofahrt zu einer immer wiederkehrenden Einrichtung geworden und erfreue sich steigender Popularität. Auch Freizeitwochenenden für Behinderte und Nichtbehinderte fanden großen Anklang, wo das Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten beim Laternenbasteln für die Nachtwanderung, der Spieleabend, das Stoffbemalen und die Kontakttreffen #6selbstgestalteten Diskos für alle äußerst fruchtbar und belebend war. Die Mitarbeiter hätten mit dem Fachdienst alle Hände voll zu tun, geeignete Mitarbeiter seien rar und seien fast immer auch unterbezahlt. Nur die Geschäftsführerin der Caritas Landau mache sich Sorgen, da sie in einer Zeit der immer knapper fließenden Geldmittel die OBA finanzieren müsse. Die Zuschüsse von Staat, Kommunen und anderen Stellen wie z. B. des Lions-Clubs, der eine Anschubfinazierung geleistet habe, rechten bei weitem nicht aus, um kostendeckend zu arbeiten. Der Personenkreis, der die Dienste in Anspruch nehme, könne nicht auch noch zur Kasse gebeten werden. Private Spenden seien also angesagt, sonst sehe es schlecht um die Zukunft der OBA und den familienentlastenden Dienst aus. Inzwischen könnten auch die Pflegekasse in Anspruch genommen werden. Dies gelte aber nur für diejenigen, die als pflegebedürftig anerkannt seien, was bei behinderten Kindern oftmals aus den verschiedensten Gründen verweigert werde. Würde die OBA und der FED verschwinden, so wären viele traurig und die betroffenen Eltern um eine Hoffnung ärmer, denn für sie bedeute der Dienst verbesserte Lebensqualität und Lebenshoffnung, etwas mehr persönliche Freiheit und ein bißchen mehr Freude im Alltag.

Text und Bilder:
Erich Kreilinger, Ergoldsbach

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